2017-11-30 - Blogeintrag „Professionalität als alternativloses Ziel“

 

In 20 Jahren in meiner Branche - IT - habe ich gelernt und verstanden, daß Pfusch nicht funktioniert. Denn dann kommt die Rechnung zurück, nie aber der Kunde. Und die Gewinnung von Neukunden ist im Bereich Lösungsdesign und Dienstleistung mit zuviel Aufwand verbunden als daß man es mit dem ersten gewonnen Auftrag schon wieder „verkacken“ kann. Pfusch funktioniert für den Kunden nie, für den Auftragnehmer nur kurzfristig. Schnelles Geld ist kein gutes Geld. 

Moralisch will ich das eigentlich gar nicht bewerten, aber auch aus diesem Blickwinkel wäre ich für Pfusch hier der falsche. Ich will mir mein Geld VERDIENEN. Der Kunde darf über den Preis stöhnen, aber was wir versprechen müssen wir auch halten. Auf professionellem Niveau, auch wenn man etwas schief geht. DAS ist mein Anspruch. 

Hierzu gehörten ein paar Grundregeln:

  • Kein Overselling. Nichts versprechen was nicht eintreten kann. In der Phantasie des Kunden entstehen leider trotzdem oft Bilder der Zukunft welche Enttäuschungen quasi vorprogrammieren. So man diese erkennt, ist diesen zu widersprechen!
  • Klare Aussagen über Termin, Kosten, Abhängigkeiten und Mitwirkungspflichten zum und seitens des Kunden. Er soll und muß wissen worauf er sich einläßt, nur dann können wir später klar und offen hierzu diskutieren und die Sache aus der Welt schaffen.
  • Mit Profis arbeiten. Wir verlangen echtes Geld, der Kunde kann dafür echtes Know-How erwarten. Jeder Consultant lernt auch beim Kunden. Aber er muß vorher grundsätzlich der Aufgabe gewachsen sein und die Aufgabe verstanden haben. Alles andere ist Pfusch.

In einer solchen Firma, mit solchen Kollegen, mit einem solchen Verständnis des Gebens-und-Nehmens, des Verständnisses von Leben-und-Leben-lassen will ich arbeiten. Der Markt, die Lieferanten, die Kunden, all die kann ich nicht kontrollieren. Ich will aber nicht auch noch in einer Firma mit schlechten Leuten, einer schlechten Einstellung zu Sache oder einer schlechten Grundstruktur arbeiten. 

 

So etwas muß man erst mal finden. Das ist selten.

Ich will nicht behaupten, bei jedem Arbeitgeber so etwas gefunden zu haben. 

 

Meine kleine Anekdote zu „Pfusch“:

Einer meiner Bekannten ist Handwerker. Eigentlich ein guter Handwerker mit dem Anspruch dem Kunden etwas sehr schönes und professionelles zu hinterlassen. Er hat gelernt wie es geht und wie es gehen sollte. Auch einer der hierfür einen hohen Preis aufruft und versucht Kunden zu finden die a) auch selbst einen hohen Anspruch an das Ergebnis haben ohne ihn auch noch „verkauft“ bekommen zu müssen und b) diesem Anspruch zuliebe auch bereit sind, einen angemessenen Preis für das zu erwartende gute Ergebnis zu bezahlen. 

Er findet solche Kunden mit diesen Ansprüchen und Geldbörsen. Auch ihm - wie auch mir in meinem Beruf - ist es nicht immer möglich es mit absoluter Sicherheit allen Kunden recht zu machen. Auch ihm kommen gelegentlich Kunden unter die erwarten er möge über’s Wasser laufen können, das Unmögliche möglich zu machen, oder einfach auch nur geringe Abweichungen zu ihren Erwartungen sofort zur Krise hochjubeln. Diese Kunden gibt es überall. Wir alle hassen sie, manchmal sind wir an deren Existenz auch noch selbst schuld. 

 

Doch wirklich interessant wird es, sobald dieser Handwerker andere Leute mit Arbeit für seinen privaten Kreis beauftragt. Dann ist er nicht bereit ordentliches Geld für ordentliche Arbeit zu bezahlen. Was er von seinen Kunden wie selbstverständlich fordert ist er nicht gewillt selbst zu zulassen. Wird beispielsweise ein Mechaniker für ein Auto benötigt, dann ist es ausgeschlossen für 85€/Stunde in eine Meisterwerkstatt mit Fachwissen zu genau diesem Auto zu gehen und Originalbauteile zu verwenden. Mit 1000€ ließe sich die Sache aus der Welt schaffen. Statt dessen geht man von Bastler zu Bastler, alle zwischen 30 und 50€/Stunde teuer, alle keine Fachwerkstätten für das Fahrzeug, alle „auf der Suche nach dem Problem“ um es für ihn zu lösen. Klar, alle sind Mechaniker, alle haben Ahnung von Autos. 

Trotzdem läuft es am Ende immer auf’s gleiche raus: Für ca. 4000€ hat man ein Problem gelöst welches 1000€ wert war, dabei mußten mindestens 2 unterschiedliche Werkstätten ran. Wenn nicht 3. Für ein Trivialproblem an einem alten Auto ohne Elektronik, sollte erwähnt werden…

 

Ja, bei „Mercedes“ zahle ich einen brutalen Stundensatz in der Werkstatt für meine beiden alten und beiden neuen Kisten. Wenn dann was schief geht, muß ich erwarten können daß man mir kulant und kompetent begegnet. Nicht immer klappt das. Zufälligerweise bin ich Mercedes Kunde, tatsächlich klappt da auch nicht alles gut, nur weil’s teuer ist. Ich käme aber nicht auf die Idee eine 35€ Werkstatt - welche schon mehrfach ihre „Suchkompetenz“ bewiesen hat ohne das eigentliche Problem zu lösen oder pfuschige Ersatzteile verbaute - einmalig, oder gar mehrfach zu beauftragen. Nur um „Geld zu sparen“.

 

Es ist sein Geld, sein Spaß mit seinen Sachen, ich mische mich da nicht ein. Sein Leben, erwachsener Mensch. Ich sag es einmal, erkenne die Sinnlosigkeit meiner Aufklärungsarbeit. Und damit ist es gut. Ich habe aufgehört andere zu bekehren. Es nutzt nichts. Hierzu schreibe ich bei anderer Gelegenheit mal was eigenes. 

 

 

Aber grundsätzlich ist IT, besonders im Bereich IT-Infrastruktur in welchem ich arbeite, mit dem klassischen Handwerk sehr gut vergleichbar. Egal ob auf dem Bau oder in der Werkstatt. Man merkt ob der Laden seine Abläufe, Aufgaben, Mitarbeiter und Know-How im Griff hat, oder eben nicht. Man erkennt den Unterschied zwischen Profis und Pfusch. Und das erkennt man garantiert nicht am Preis.