2017-05-27 - Boston - Mein Trip zur REDHAT SUMMIT 2017

 

Samstag Mittag beginnt meine lange Woche mit der Abreise zum Flughafen. Um 15:15 ist Boarding, die S-Bahn braucht ca. 60 Minuten zum Flughafen. Die verbleibenden 2 Stunden sind bei USA Reisen nicht unbedingt übertrieben. Je nach aktueller Sicherheitslage kann es schon 3 einzelne Sicherheitsüberprüfungen benötigen bis man endlich im Sitz Platz nehmen darf. 
Außerdem will ich mir auf Kosten der Lufthansa noch ein Mittagessen in der Lounge abholen. Solange ich das noch darf, will ich es auch ausnutzen. Mein heutiger Status wird nächstes Jahr sehr wahrscheinlich auslaufen. Ich fliege mittlerweile einfach zu wenig und es gibt auch die gleichen Flüge auch immer weniger Statusmeilen, damit schaffe ich nicht einmal mehr den FTL. Aber egal, Fliegen kostet nur Lebenszeit. Da ist der Status auch nur eine sehr kleine Entschädigung dafür.
 
Der Flug selbst: Unspektakulär.
PremEco auf dem Hinweg, zumindest Platz für die Knie… Sonstige Vorteile: Keine. Der Rückweg wird anders aussehen, dort ist es bei der Zeitumstellung und einem Nachflug aber auch wirklich wichtig schlafen zu können um möglichst schnell und effektiv wieder in die heimische Zeitzone zu kommen.
Um 19 Uhr Ortzeit gelandet, Immigration ging schnell, Gepäck kam an, Taxi-->Hotel, fertig erst mal. 
Das Hotel war wie erwartet eine ziemliche Baracke. Leider preislich völlig überteuert, aber es war das günstigste was ich mit ÖPNV Anschluß an das Conference Center BCEC überhaupt noch bekommen konnte. Wenn Donald Trump America mal wieder wirklich "great" machen möchte, würde ich ihm empfehlen mit der Strom und Gas-Wasser-Scheiße Installation in seinen Städten anzufangen. Es ist ein Trauerspiel zu sehen, mit welchen schlechten Improvisationen sich Amerikaner jeden Tag als gegeben abfinden. Das gilt für die Gebäudetechnik wie auch für alles andere im Bereich Infrastruktur. Straßen, Gehwege, Fassaden, Automaten, Verkabelung, U-Bahn, Busse, Beleuchtung. Egal ob draußen - von der Stadt betrieben - oder innen - privatly owned bespw. im Hotelzimmer. Alles gammlig, kaputt, reperaturbedürftig und ein Sanierungsfall. Ausnahmen gibt es: Luxusbereiche und Shopping.
Hier sieht man was Amerika eigentlich könnte, wenn sie denn wollten. Dann sieht es nicht nur schön aus (Geschmacksache), aber würde auch unsere Standards erfüllen. Geld wird eben nur dort investiert womit auch Geld verdient wird. Dort aber massiv, zuviel und vor allem: Hierdurch an anderer Stelle zu wenig. Kenne ich auch aus amerikanischen Firmen in denen ich arbeitete. Das ganze Land denkt so, Geld muß Geld verdienen. Für den Rest ist gut genug eben gut genug.
 
Meistens ist man mit seinem gewohnten Umfeld nicht zufrieden. Woanders ist es eben immer schöner. Jedesmal wenn ich die USA besuchen darf/muss sehe ich erneut was die USA seit meinem ersten langen Aufenthalt 1987 alles verloren hat. Ich finde hier nichts mehr schöner als zuhause. Einzig die Spannung der Fremde an sich wirkt natürlich auch hier noch etwas. Um es genießen zu können kenn ich aber leider auch das Land schon wieder zu gut.
Deutschland (mein Umfeld in dem ich aufwuchs) hatte damals viel aufzuholen, aufzuhübschen, zu modernisieren, abzustauben von seiner spießigen Alltagsmüdigkeit. Heute (und das auch schon längere Zeit) ist Deutschland das deutlich erfolgreicher modernisierte Land als die USA, die Schere scheint für mich immer weiter auseinander zu gehen. Bitte nehmt diese Aussage nicht politisch, ich meine es strukturell, vielleicht noch gesellschaftspolitisch.
Bosten liegt 6 Stunden zur Heimatzeit zurück, um 21 Uhr war ich im Hotel, 3 Uhr früh zuhause. Trotzdem erst mal noch etwas bummeln, etwas Essen gehen und ein Bier trinken. Das Restaurant und Steakhouse Smith&Wollensky liegt fast direkt neben meinem Hotel, ich finde es zufällig beim Bummeln. S&W ist ein aus New York City stammendes Steak House welches dort als eines der führenden und besten gilt. Da in USA nur erfolgreich wird was eine Kette daraus macht, ist dies auch hier passiert. Also marschiere ich in die hiesige Niederlassung und frage ziemlich übermüdet, aber erfolgreich, nach einem Tisch. Ja, Steak kann man hier. Das in Boston beheimatete Boston Lager von Samuel Adams macht es mir zwar nicht besonders leicht, aber nach dem 3. schmeckt das eigentlich auch langsam. Ein kleines, unspektakuläres Steak mit Spinat als Beilage und 2 0,4er Bieren später hat man dann aber eine 100$ Rechnung zusammen. Das ist der Preis wenn es mal mehr sein soll als Junk Food, auch das hat sich in den letzten 20 Jahren nicht geändert. Wenn es was gutes sein soll, ist es völlig überteuert. Aber ok, Fast Food bekomme ich diese Woche notgedrungen in Form von Conferencecatering noch mehr als genug. 
Mein erster Tag ist jetzt rum, ab ins Bett. Das Abenteuer hat begonnen.